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Kombinatorik

 

 

Zur Berechnung  der  Wahrscheinlichkeit eines zusammengesetzten Ereignisses ist oft erforderlich,  zwei  verschiedene Anzahlen zu berechnen: die Anzahl aller  Elementarereignisse  und  die Anzahl einer bestimmten Klasse  von  Ereignissen (Beispiel:  die Anzahl aller roten Karten in  einem  Kartenpaket; die  Anzahl  aller Assen bei gegebenen roten Karten;  die  Anzahl aller geradzahligen Würfe bei einem Würfel usw.).

Statt  diese  verschiedenen  Kombinationen  von  Ereignissen auszuzählen, können wir bestimmte Regeln der Kombinatorik verwenden, die uns die Arbeit des Auszählens erläutern.

 

Es  sind vor allem drei verschiedenen Regeln (wobei es zu  jeder Regel  zwei Varianten gibt), die im Folgenden  behandelt  werden sollen, nämlich:

 

1. Permutationen 2. Variationen 3. Kombinationen

 

ad 1) Permutationen

 

a) Permutationen von n verschiedenen Elementen

 

Stellen  Sie sich eine Anzahl von n verschiedenen Elementen  vor. Beispiel: die Elemente a,b und c. Jede mögliche Anordnung  dieser Elemente nennt man eine Permutation. Gefragt ist die Anzahl aller möglichen Permutationen.

 

Im Falle der drei Elemente a,b und c sind dies:

 

abc

acb

bac

bca

cab

cba

 

Das ergibt in der Summe 6 mögliche Permutationen. Diese verschiedenen möglichen Umstellungen der drei Elemente lassen sich auch nach der folgenden Regel berechnen:

Bei der Besetzung des ersten Platzes haben Sie drei Möglichkeiten (nämlich die Elemente a, b oder c). Ist der erste Platz  besetzt, so  bleiben  für  den zweiten Platz  lediglich zwei  Möglichkeiten offen.  Bei insgesamt nur drei Elementen bleibt für  den  dritten Platz schließlich nur noch eine Möglichkeit. Das ergibt insgesamt 3 * 2 * 1 = 6 mögliche Permutationen.

 

 

Bei n Elementen haben Sie insgesamt n * (n-1) * (n-2) * .. 2 * 1 mögliche   Umstellungen.  Dafür  verwendet  man  die   abgekürzte Schreibweise n! (sprich: n Fakultät).

 

Bei 3 Elementen haben wir also 3! Permutationen, was gleich  dem Produkt ist: 3 * 2 * 1.

 

Beispiel:  Bei  einem Preisausschreiben werden  4  Schlagersänger nach  dem Grad der Beliebtheit der Reihe nach  geordnet.  Wie viel verschiedene Reihungen sind möglich? Antwort: 4!

 

b) Permutationen von n Elementen, wobei n1 Elemente gleich sind

 

Nehmen  wir an, wir hätten statt der in unserem  vorherigen  Beispiel  drei  verschiedenen  Elemente a, b und  c  insgesamt  drei Elemente,  von denen die letzten beiden gleich sind, also: a,  b, b.

Dadurch reduzieren sich die Anzahl der möglichen Anordnungen  auf 3, nämlich:

 

abb

bab

bba

 

Der  Grund hierfür liegt daran, daß gleiche Elemente  keine  verschiedenen  Umstellungen ergeben. In unserem gegebenen Fall  sind die  Anzahl  der gleichen Elemente n1 = 2. (das sind  die  beiden Elemente b, b). Wären die beiden Elemente verschieden, so  würden sich unsere 3 möglichen Permutationen (bei den drei Elementen  a, b, b) um den Faktor 2! erhöhen.

 

Die Anzahl der möglichen Permutationen von n Elementen, wobei  n1 Elemente gleich sind, berechnet sich daher nach der Formel:

 

 

 

 In unserem Beispiel (Elemente a, b, b) ergibt das:

 

 

 

2) Variationen

 

a) Variationen aus n verschiedenen Elementen

 

Während  es bei den Permutationen darum ging, alle n Elemente  in eine  bestimmte Anordnung zu bringen, geht es nun bei den  Variationen einfach darum, aus insgesamt n Elementen k Elemente  auszuwählen und diese in einer bestimmten Reihenfolge anzuordnen.

 

Beispiel:  Wir wollen aus den vier Elementen a, b, c und d  genau k=2  Elemente herausgreifen. Dabei ergeben sich insgesamt die  12 folgenden Möglichkeiten:

 

ab

ba

ac

ca

ad

da

bc

cb

bd

db

cd

dc

 

Zu diesen 12 Möglichkeiten kommen wir auch aufgrund der folgenden Überlegung:

 

Zur  Belegung  des ersten Platzes haben wir n =  4  Möglichkeiten (bei insgesamt 4 Elementen).

Da  wir  insgesamt nur zwei Plätze zur vergeben  haben  und  beim zweiten  Platz  uns nur mehr n-1 = 3 Möglichkeiten  zur  Verfügung stehen,  gibt es bei k=2 und n=4 Elementen insgesamt nur 4 * 3  = 12 verschiedene Variationen.

 

Nun  lassen sich die n-1 Möglichkeiten, die uns bei  der  Vergabe des zweiten Platzes zur Verfügung stehen auch so schreiben: n - k + 1. (k = 2; also gilt: n - 2 + 1 = n - 1.)

 

Allgemein gilt für die Berechnung  von Variationen:

 

Vn,k = n * (n-1) * (n-2) * ... * (n-k+1).

 

Diese Formel ist rechnerisch identisch mit:

 

 

 

b) Variationen aus n Elementen zur k-ten Klasse mit Wiederholung

 

Im  Unterschied  zu den unter Punkt a)  besprochenen  Variationen kann  von den k Elementen, die wir aus insgesamt n  Elementen  in verschiedenen  Anordnungen herausgreifen, jedes Element  beliebig oft  verwendet werden. Nicht nur ab und ba sind zulässige  Anordnungen,  dazu kommen jetzt noch die 4 Variationen aa, bb, cc,  dd hinzu.

 

Zunächst die Formel: Vn,k = nk

 

Zu  dieser Formel kommen wir aufgrund der  folgenden  Überlegung: Wollen  wir n Elemente auf k Plätze verteilen, so stehen uns  für den ersten Platz n Elemente zur Verfügung. Da das gleiche Element auch am zweiten Platz vorkommen kann, haben wir auch beim zweiten Platz  wiederum n Elemente zur Verfügung. Ist k beispielsweise  = 3, so ergeben sich daraus n * n * n = n3 mögliche Variationen.

 

In  unserem gegebenen Beispiel war n = 4 und k = 2. Wieso  daraus gerade 42 mögliche Kombinationen resultieren, kann man sich auch an  einem zweidimensionalen  Koordinatensystem  veranschaulichen. Wir tragen auf der x-Achse 4 Punkte auf. Die vier Punkte entsprechen unseren 4 Elementen a, b, c, d. Das gleiche tun wir auch auf der y-Achse. Verbindet man die 4 Punkte der x-Achse mit den  vier Punkten der y-Achse, so entsteht ein zweidimensionales Gitter mit insgesamt  16 Schnittstellen. Wäre k = 3, wollten Sie also aus  4 Elementen  3 herausgreifen, so hätten wir  ein  dreidimensionales Koordinatensystem mit 4*4*4 möglichen Schnittpunkten.

 

3) Kombinationen

 

a) Kombinationen ohne Wiederholung

 

Wir kommen nun zu den für die Statistik wohl wichtigstem  Problem der Kombinatorik, nämlich zu den Kombinationen ohne Wiederholung. In  diesem  Falle  geht es - ähnlich wie bei  den  Variationen  - darum, k verschiedene Elemente aus insgesamt n Elementen  herauszugreifen,  wobei diesmal die Reihenfolge  der  herausgegriffenen Elemente keine Rolle spielt.

Betrachten  wir wiederum den Fall von 4 Elementen a, b, c, d  und greifen wir davon 2 Elemente heraus. Man nennt dies eine Kombination von 4 Elementen zur Klasse 2. Daraus ergeben sich insgesamt 6 mögliche Kombinationen:

 

 

 

ab

ac

ad

bc

bd

cd

 

Man kann dies auch so schreiben: Cn,k = 6

 

Die  Formel zur Berechnung dieser 6 Kombinationen kann  man  sich klarmachen,  wenn man an den Zusammenhang von  Kombinationen  und Variationen  denkt. Im Unterschied zu den Kombinationen kommt  es bei den Variationen auch auf die Anordnung der Elemente an.  Will man aus den 6 Kombinationen die Variationen bekommen, so muß  man bei jeder der 6 Kombinationen also noch die Anordnung berücksichtigen.  Aus  jeder  der 6 Kombinationen lassen  sich  in  unserem Beispiel  zwei Variationen bilden: aus ab wird ab und ba; aus  ac wird  ac und ca. Wir gewinnen also aus der Anzahl der 6  Kombinationen  die Anzahl der Variationen, indem wir jeweils die k  Elemente  pro Kombination auf alle möglichen Arten  permutieren.  Die Rechenformel für diese Permutation kennen wir bereits: sie ist k!

 

k! ist in unserem Beispiel 2! = 2*1 = 2. Die Anzahl der Variationen ist also 6 * 2 = 12.

 

Allgemein gilt:

 

 

Nun ist

 

 

 

 

 

Für letzteren Ausdruck schreibt man auch (ausgesprochen: n über k)

 

Dieser Ausdruck wird auch als Binomialkoeffizient bezeichnet.  Er ist ein wichtiger Baustein zum Verständnis der Binomialverteilung - einer der grundlegenden Verteilungen in der Statistik.

 

 

b) Kombinationen mit Wiederholung

 

der  Vollständigkeit halber sei noch der Fall  von  Kombinationen angeführt, bei dem von den k Elementen jedes beliebig oft verwendet werden kann.

Beispiel: Wir haben wieder 4 Elemente a,b,c,d

 

Anzahl der Kombinationen hier = 10.

 

aa; bb; cc; dd; ab; ac; ad; bc; bd; cd

 

Die Berechnungsformel hierfür ist:

 

 

 

 

 

Ausblick

 

Die  Auflistung der 6 verschiedenen Regeln der  Kombinatorik  erfüllt  hier  im Rahmen der  Wahrscheinlichkeitstheorie  lediglich eine  vorbereitende  Funktion.  Schließlich geht  es  darum,  die Wahrscheinlichkeit  für  ein Ereignis bzw. für  eine  Klasse  von Ereignissen  berechnen zu können. Betrachten wir  dazu  folgendes Beispiel. Im österreichischen Lotto "6 aus 45" gibt es den  Wahlslogan  "Alles ist möglich". Versuchen wir, nunmehr gerüstet  mit den  Mitteln  der Kombinatorik, diesen Spruch  etwas  genauer  zu präzisieren bzw. zu quantifizieren. In der Urne befinden sich  45 verschiedene  beschriftete  Kugeln. Aus diesen  45  verschiedenen Kugeln werden nacheinander 6 Kugeln gezogen. Da es nicht auf  die Reihenfolge  ankommt  -  ein "sechser" setzt sich  z.B.  aus  den Zahlen  "4,  7,  10, 11, 15, 34" zusammen - handelt  es  sich  in diesem Falle um eine Kombination. Da die Kugeln nach der  Ziehung nicht  zurückgelegt werden, handelt es sich um  eine  Kombination ohne  Wiederholung.

Die Chance, einen "sechser" zu gewinnen,  ist also: 1 :  =

 

 

 

 

= 1 : 8145060